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Biggerexie: auf der Suche nach dem perfekten Körper

Mehr Muskeln und weniger wiegen - wie das zu einer Essstörung führen kann

Autor: Blog-Redaktion, 5. Januar 2022

Was ist Biggerexie?

Biggerexie, Muskeldysmorphie oder Muskelsucht kennen viele unter dem Begriff Adonis-Komplex. Damit gemeint ist der zwanghafte Wunsch, den “perfekten" Körper zu haben. 

Dabei spielt die Wahrnehmung eine große Rolle: der Körper wird trotz oftmals vorhandener Muskeln als zu schmächtig wahrgenommen, der Körperfettanteil wird dagegen als zu hoch betrachtet. Die Betroffenen sind ständig unzufrieden mit ihrem Körper. Die Biggerexie weist also durchaus Ähnlichkeiten mit der Magersucht auf - auch wenn der Gewichtsverlust erst einmal nicht im Vordergrund steht.

Bei der Biggerexie sind Betroffene überwiegend Männer, insbesondere Jugendliche. Es gibt Annahmen, dass die Häufigkeit von Biggerexie bei Jungen und Männern vergleichbar ist mit der Haufigkeit von Anorexie bei Mädchen und Frauen (Grieve et al. 2009). Schätzungen gehen von 10 % Betroffene für die Gruppe der Bodybuilder aus (Olivardia 2001). (Siehe hier.)

Wie macht sich Biggerexie bemerkbar?

Die ständige Angst, dass der eigene Körper nicht muskulös genug ist und die verzerrte Eigenwahrnehmung wirken sich zwangsläufig auf das Essverhalten aus. Aber auch andere Bereiche des Lebens sind betroffen.

Genaue Beobachtung ist hier gefragt, denn die Konsequenzen aus dem veränderten Essverhalten sind nicht die einzige Problematik, sondern auch der exzessive Sport bzw. das Training.

Denn: Gegen eine - vermeintlich - gesunde Ernährung und körperliche Ertüchtigung spricht grundsätzlich nichts. Ein Besuch im Fitnessstudio und ein angepasster Ernährungsplan sind auch noch keine Warnsignale für eine Essstörung. Selbst dann nicht, wenn zusätzlich Muskelaufbauprodukte wie Eiweiß- und Proteinshakes Bestandteil sind.

Eiweiß- und proteinreiche Lebensmittel sind Hauptbestandteil der Ernährung

Im Fall einer Biggerexie konzentriert sich die Ernährung besonders auf eiweiß- und proteinreiche Lebensmittel. Nicht der Gewichtsverlust per se steht im Vordergrund, sondern das vermeintlich ideale Verhältnis zwischen Fettgewebe und Muskelmasse: Möglichst wenig Fett, möglichst viel Muskelmasse.

Auf Konsum von Fetten wird in dieser Zeit so gut wie komplett verzichtet. Dennoch ist für ein gesundes Körpergewebe ein gewisser Fettanteil essentiell. Diese Ernährungsweise ist besonders gefährlich für die inneren Organe, denn sie bekommen unter Umständen nicht mehr die Inhaltsstoffe, die sie benötigen. 

Steroide und Anabolika sollten alle Alarmglocken läuten lassen

Spätestens wenn gesundheitliche Risiken ignoriert werden und sonstige muskelaufbauende Substanzen wie Steroide, Anabolika oder Diuretika mit einbezogen werden, sollten alle Alarmglocken läuten.

Biggerexie jenseits des Trainingsplans

Wie bei den meisten Essstörungen ordnet sich vieles der Ernährung unter, doch auch im normalen Leben - abseits des Trainings- und Ernährungsplans - können sich Symptome zeigen. Betroffene tragen beispielsweise mehrere Kleidungslagen und kleiden sich bewusst so, dass ihr Körper größer und muskulöser wirkt.

Ursache der Muskelsucht

Selbstzweifel sowie ein geringes Selbstwertgefühl können eine Ursache für die psychische Erkrankung sein. Doch auch der Druck von Gleichaltrigen oder die Kritik von Freunden und Familie können die Muskelsucht verstärken. 

Meist sind es mehrere Faktoren, die aufeinander treffen, so dass eine Biggerexie einsetzt. Dabei ist es wichtig zu erwähnen, dass nicht jeder gleichermaßen gefährdet ist. 

Therapiemöglichkeiten

Ein auffälliges Merkmal der Biggerexie ist, dass die Betroffenen durch ständige Sorge über ihr eigenes Aussehen es vermeiden, ihren Körper in der Öffentlichkeit zu zeigen. Betroffene versuchen ihre Probleme dabei oft selbst in den Griff zu bekommen und betrachten es als Schwäche, sich jemandem anzuvertrauen. Ein erster wichtiger Schritt ist es also, sich Hilfe zu suchen und sich zuerst einmal beraten zu lassen.

Die Therapiemöglichkeiten sind sehr ähnlich zu den Angeboten, die es für andere Essstörungen gibt: Ambulante oder stationäre Behandlung sind neben einem Klinikaufenthalt die gängigsten Ansätze. Auch ein Aufenthalt in einer therapeutischen Wohngruppe kann für viele Jugendliche und Erwachsene Sinn machen.

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