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Atypische Bulimie: Folgen, Symptome und Abgrenzung

Wissenswertes auf einen Blick.

Autor: Blog-Redaktion, 13. Juni 2022

Was ist eine Atypische Essstörung?

Anorexie, Bulimie und Binge-Eating gehören zu den Essstörungen mit klar definierten Krankheitsbildern. In ihren reinen Ausprägungen treten sie jedoch sehr viel seltener auf. Sie kommen als Mischformen und atypische Störungen des Essverhaltens öfter vor. 

Es ist oft keine eindeutige Unterscheidung möglich, da neben den klassischen Diagnosen auch Symptome mehrerer Erkrankungen vorliegen können. Eine atypische Essstörung zeigt oft einen Teil der Symptomatik von Anorexia nervosa oder Bulimia nervosa. Sie erfüllt jedoch nicht alle Kriterien des jeweiligen Störungsbildes.

Die Diagnose einer atypischen Anorexie kommt beispielsweise in Betracht, wenn Betroffene einer Magersucht ihr Normalgewicht halten. Auch eine extreme Gewichtsabnahme mit entsprechend gesundheitsgefährdendem Essverhalten, allerdings ohne das entscheidende Symptom der Angst vor einer Zunahme, verweist auf eine atypische anorektische Erkrankung hin. 

Warum die Unterscheidung zwischen klassischem und atypischem Krankheitsbild wichtig ist.

Die Mehrzahl der Betroffenen zeigt nicht alle Symptome, die einer klassischen Anorexie, Bulimie oder Binge-Eating zugeordnet werden können. Das wiederum kann das Erkennen und Verstehen der Erkrankung erschweren.

Die 2013 eingeführte Kategorie OSFED ("Other Specified Feeding and Eating Disorders"; dt. "Andere spezifische Ernährungs- und Essstörungen") umfasst eine Reihe von atypischen Essstörungen, deren Symptome nicht klar zuzuordnen sind. Sie erleichtert die diagnostische Zuordnung, die Wahl der Behandlung sowie die Kommunikation zwischen allen Beteiligten.

Atypische Bulimie

Betroffene, die an einer atypischen Bulimie leiden, zeigen die meisten typischen Symptome der Bulimia nervosa auf, allerdings nicht alle. Das bedeutet jedoch nicht, dass diese Erkrankung harmloser oder weniger folgenschwer ist. Dasselbe gilt für jede Form einer atypischen Essstörung.

Die atypische Bulimie -Symptome

Gleichgültig, ob eine hinsichtlich der Symptome voll ausgeprägte oder eine atypische Bulimie vorliegt - viele Merkmale dieser Essstörung entsprechen denen der Anorexie. Dazu gehören unter anderem die ständige Sorge um das Körpergewicht und die Angst zuzunehmen. Ist die Körperwahrnehmung gestört, nehmen sich die Betroffenen in der Regel als übergewichtig wahr, auch wenn bereits das Gegenteil der Fall ist oder ihr Gewicht noch im Normalbereich liegt. Der wesentliche Faktor liegt dabei aber in der falschen oder verzerrte Selbstwahrnehmung.

Typisch für Bulimia nervosa sind Essattacken, die als unkontrollierbar erlebt werden. Um das eigene Körpergewicht trotz des Verschlingens großer Mengen kalorienreicher Nahrung zu kontrollieren, greifen die Betroffenen mit der Zeit zu immer drastischeren Mitteln und Methoden. Sie führen Erbrechen herbei und nehmen harntreibende und/oder abführende Substanzen ein. 

Die Abgrenzung von der Bulimia nervosa

Die atypische Bulimie weist ebenfalls signifikante Symptome, wie z.B. Phasen, in denen sich Essenanfälle und Erbrechen abwechseln. Essen und Erbrechen in seiner Gesamtheit entspricht das Krankheitsbild jedoch nicht vollständig einer Bulimia nervosa. So kann die typische ununterbrochene Beschäftigung mit dem Aussehen seines eigenen Körpers und Gewichts fehlen bzw.  nur in schwacher Form bestehen.

Zwischen den Essattacken neigen von Bulimie Betroffene fast immer dazu, ihr Essverhalten stark zu kontrollieren und sich vermeintlich gesund und kalorienbewusst zu ernähren. 

Bei einer atypischen Bulimie können diese Phasen der bewussten Ernährungsweise länger dauern und die Essattacken seltener auftreten. Ist das Körpergewicht keinen oder nur geringfügigen Schwankungen unterworfen, wird diese atypische Essstörung häufig erst spät diagnostiziert.

Folgen der atypischen Bulimie

Wie bei der klassischen Bulimie wird durch häufiges Erbrechen und den Missbrauch von Medikamenten der Stoffwechsel gestört. Dies führt zu Dehydrierung, Ungleichgewicht im Elektrolythaushalt und verschiedenen Mangelerscheinungen.

Zu den häufigsten Folgen zählen unter anderem: 

  • Herzmuskelschwäche
  • Osteoporose
  • Nierenschäden
  • Störungen und Schäden des Verdauungssystems
  • Magensäure bedingte Schleimhautentzündungen
  • Zahnschäden sowie 
  • Menstruationsstörungen beziehungsweise Unfruchtbarkeit.

Behandlungsmöglichkeiten der atypischen Bulimie

Es existiert ein breites Angebot an therapeutischen Optionen bei Magersucht, Bulimie und anderen Essstörungen. In den meisten Fällen ist eine speziell auf Essstörungen zugeschnittene Psychotherapie die beste Lösung. 

Je nach Schweregrad, Verlauf und Dauer der Essstörung kann die Behandlung als ambulante Psychotherapie, teil- oder vollstationäre Behandlung stattfinden. Häufig empfiehlt sich nach dem Klinikaufenthalt die Weiterbehandlung in einer therapeutischen Wohngruppe. Mehr zu unserem Angebot finden sie hier.

Die atypische Bulimie: Vorsorge und Vermeidung der Spätfolgen

Bei der Entstehung einer Bulimie wirken stets mehrere Faktoren. Sie können von genetischer Veranlagung über problematische familiäre Einflüsse bis hin zu hohen Leistungsansprüchen an sich selbst und die Anlehnung an Schönheitsideale und die Konfrontation mit dem ständigen Selbstbildnis, das möglicherweise nicht dem entspricht, was Social Media propagiert, entstehen. Aus diesem Grund ist es wichtig, Bewusstsein zu schaffen und über das Thema Essstörungen und Ursachen aufzuklären.Möchten Sie sich in weitere Themen einlesen? Zu unserem Blog gehts hier lang.

Fazit

Die Corona Pandemie hat tiefe Spuren hinterlassen. Insbesondere bei Kindern und Jugendlichen nimmt die Anzahl der stationären Behandlungen von Bulimie und Anorexie kontinuierlich zu. Wenn Unzufriedenheit oder das Bestreben abzunehmen in ein negatives Selbstbild des Körpers und ein gestörtes Essverhalten führen, können die Voraussetzungen für eine atypische Anorexie geschaffen sein. 

Beide sind schwere Erkrankungen, die sowohl psychische als auch körperliche Folgen haben können. Zögern Sie nicht, um Rat und Hilfe zu bitten, wenn Sie sich sorgen machen um ihr eigenes Essverhalten oder das eines Angehörigen. Weitere Infos rund um Essstörungen ebenso wie Hilfe und Behandlungsmöglichkeiten für Sie und Ihre Angehörigen finden Sie auf unserer Website.

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