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Spätfolgen der Magersucht: Was bringt sie mit sich?

Wissenswertes zur Magersucht

Autor: Blog-Redaktion, 5. Mai 2022

Magersucht (Anorexie oder Anorexia nervosa) ist eine Essstörung, die in den Bereich der schwerwiegenden psychischen Erkrankungen fällt. Es leiden wesentlich mehr Mädchen und Frauen als Männer darunter, die jedoch mit steigender Tendenz. Die Magersucht beginnt häufig schon im Teenager- oder sogar Grundschulalter, kann aber ebenso später auftreten. Dabei nehmen Betroffene ihren Körper verzerrt wahr. Sie sind zwar schlank, fühlen sich aber zu dick. Auch wenn sie schon stark untergewichtig sind,  haben sie große Angst, dass sie wieder zunehmen könnten.

Symptome und Merkmale der Magersucht

Ein typisches Anzeichen der Magersucht ist der selbst verursachte Gewichtsverlust, der bis hin zum erheblichen Untergewicht reichen kann. Die Betroffenen hungern stark, schränken ihre Nahrungsauswahl ein oder verweigern das Essen, insbesondere Lebensmittel mit vielen Kalorien. Fast alle Magersüchtigen treiben exzessiv Sport, um die zugenommen Kalorien zu verbrennen. Oder aber erbrechen und nehmen Abführmittel ein. 

Die Betroffenen verlieren sehr viel Gewicht, was zu lebensbedrohlichen gesundheitlichen Folgen führen kann. Aufgrund des verzerrten Körperbildes, der Körperschemastörung, wird dies jedoch nicht wahrgenommen oder ignoriert. Gedanklich dreht sich alles nur noch um das Essen. 

Die Anzeichen der Magersucht sind meist nicht sofort erkennbar, sondern entwickeln sich schleichend, bis das Untergewicht auch für Außenstehende deutlich sichtbar wird. 

Doch Betroffene fühlen sich immer noch zu dick. Die Nahrungsaufnahme wird für sie irgendwann zur Qual, denn sie bedeutet einen Kontrollverlust. Die anfänglichen positiven Gefühle schlagen in Gleichgültigkeit, depressive Stimmung und hohe Reizbarkeit um. Die Betroffenen ziehen sich zurück und vernachlässigen ihre sozialen Kontakte oder ihre Interessen.

Die Folgen der Magersucht

Die Unterernährung kann sehr ernste gesundheitliche, zum Teil lebensbedrohliche Folgen haben. Umso wichtiger ist es, frühzeitig mit der Behandlung zu beginnen und damit die Heilungschancen zu erhöhen. Die möglichen Folgen sind vielfältig:

Bei Frauen kann durch einen Östrogenmangel die Menstruation ausbleiben. Bei Männern leiden oft Libido und Potenz.

Daneben kann es aufgrund der stark reduzierten Nahrungsaufnahme zur Obstipation (Verstopfung) kommen. Die Magenentleerung verzögert sich und der Darminhalt braucht mehr Zeit, um den Darm zu passieren. 

Die Depression ist eine sehr häufige Begleiterkrankung bei der Magersucht. Je niedriger das Gewicht ist, desto stärker ausgeprägt ist sie meist. 

Auch das Immunsystem leidet unter einer Mangelversorgung von Nährstoffen, wodurch der Körper anfälliger für Infektionen wird.

Durch extremes Hungern, Erbrechen oder die Einnahme von Abführmitteln leidet der Salzhaushalt. Es mangelt den Betroffenen an lebensnotwendigen Elektrolyten. Dabei kann ein schwerwiegender Kaliummangel sogar Herzrhythmusstörungen verursachen.

Laut BZgA haben Menschen mit Magersucht ein mehr als 5-fach höheres Risiko zu sterben als Gleichaltrige ohne Erkrankung. Eine Auswertung von Patientenakten zeigte, dass die meisten Menschen mit Magersucht an gesundheitlichen Störungen wie z.B. Herzkomplikationen, Nierenversagen verstorben waren, die die Magersucht verursacht hatte.  Erbrechen und Durchfall fördern einen starken Flüssigkeitsverlust im Körper, der die Nieren schädigen kann. Eine mögliche Folge hiervon, kann das Nierenversagen sein. 

Weitere mögliche Folgen sind:

  • Störungen im Nährstoffhaushalt, wie Eiweiße sowie Kalium und andere Mineralien
  • Niedriger Blutdruck, langsamer Herzschlag und Kreislaufbeschwerden
  • gestörte Temperaturregulation
  • Unterleibsbeschwerden
  • Verringerte Stoffwechselrate
  • Karies bis hin zu Zahnausfall
  • Trockene und schuppige Haut
  • Brüchige Nägel
  • Haarausfall
  • Vitamin D Mangel
  • Wassereinlagerungen im Unterhautgewebe bei einem starken Eiweißmangel
  • Muskelschwäche, da der Körper Muskelmasse abbaut
  • Müdigkeit, Schwäche, Konzentrationsprobleme und Leistungseinbußen des Gehirns

Bei Mangelerscheinungen können das Wachstum und die Entwicklung verlangsamt werden.

Wie wird die Magersucht behandelt?

Eine frühzeitige Therapie der Magersucht ist sehr wichtig, um eine Heilung zu erzielen und Spätfolgen zu verhindern. Den Betroffenen fehlt lange die Krankheitseinsicht. Da sie sich und anderen das gestörte Essverhalten nicht eingestehen möchten, sehen sie oft die Notwendigkeit einer Therapie nicht ein. Magersucht ist jedoch eine ernst zu nehmende, Krankheit, die professionelle Behandlung erfordert. 

Es gibt eine Reihe von Behandlungsformen, von der ambulanten, teilstationären bis stationären Form. Die Ziele einer Psychotherapie können z.B. sein:

  • Normalisierung des Körpergewichts
  • Verändertes Essverhalten
  • Wiederherstellung einer optimalen Wahrnehmung des Körpers
  • Behandlung individueller Probleme, die als Auslöser infrage kommen

Auch eine Ernährungsberatung wird mit einbezogen. Der Einsatz von Antidepressiva ist bei einer vorliegenden Depression erst sinnvoll, wenn das Gewicht erhöht ist. Bei einem BMI von unter 15 ist eine stationäre Behandlung nötig.

Was passiert nach der Behandlung?

Meist benötigen Betroffene über Jahre hinweg mehrere Therapien, doch die Essstörung ist heilbar. Rückfälle sind nicht auszuschließen, aber es werden eine Vielzahl an Bewältigungsstrategien erlernt. Viele der Magersüchtigen haben lebenslang mit der Magersucht zu kämpfen und müssen fortlaufend auf eine Behandlung zurückgreifen. 

Welche Magersucht Spätfolgen sind möglich?

Viele körperliche Auswirkungen können sich bei einem gesunden Gewicht zurückbilden. Doch Magersucht kann mit Spätfolgen verbunden sein, auch nach kurzer Krankheitsdauer bereits, beispielsweise:

  • Verlust an Knochenmasse und Osteoporose
  • Schlechtere Zähne
  • Unregelmäßigkeiten des Menstruationszyklus und Unfruchtbarkeit
  • Schädigung der Nieren
  • Magen-Darm-Beschwerden durch verzögerte Magenentleerung

Fazit

Das auffälligste Anzeichen der Magersucht ist der erhebliche Gewichtsverlust, doch er ist ein äußerlich sichtbares Symptom. Die damit meistens verbundene Mangelversorgung können für den Körper, die Psyche und das Wohlbefinden gravierende Auswirkungen haben. Die Magersucht ist eine schwere psychische Erkrankung. Menschen mit Magersucht haben sogar ein mehr als 5-fach höheres Risiko zu sterben als Gleichaltrige ohne Erkrankung.

Es ist wichtig, sich Hilfe zu suchen. Je früher die Behandlung erfolgt, desto besser sind die Heilungsaussichten und umso eher lassen sich Spätfolgen vermeiden. Erster Ansprechpartner können der Haus-, Kinder- oder Jugendarzt oder ein Psychotherapeut sein. Ebenso wichtige Anlaufstellen sind Beratungsstellen für Menschen mit Essstörung, die Hilfe und Beratung anbieten und gemeinsam mit den Betroffenen nach einer geeigneten Therapie suchen. 

Die Genesung ist oftmals ein langwieriger Prozess. Doch die Mühe lohnt sich, denn auch hier gibt es gute Heilungschancen.

Bitte nehmen Sie bei ersten Anzeichen eines möglicherweise ungesunden Essverhaltens oder wenn Sie sich generell Sorgen machen um das Thema Essen mit uns Kontakt auf. Wir überlegen gemeinsam, welches Angebot für Sie das Richtige ist.

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